Pranayama oder warum bewusstes Atmen so wichtig ist

Dass Yoga viel mehr ist, als eine Sportart, haben wir in den letzten Wochen in unserer Serie das Yogasutra unter der Lupe ausführlich beschrieben. Heute schauen wir uns einen sehr wichtigen Aspekt des Yoga genauer an, der oft ein wenig zu kurz kommt: Pranayama oder das kontrollierte Atmen.

Pranayama bedeutet den Atem zu lenken

Pranayama ist eine Ebene des achtgliedrigen Pfades nach Patanjali. Es stellt neben den Regeln zum Umgang mit deiner Umwelt und dir selbst sowie den Asanas eine Grundsäule im Yoga dar. Das Wort Pranayama leitet sich ab vom Begriff Prana ab.

Prana ist unsere Lebensenergie oder Lebenskraft, ähnlich dem Chi in der TCM oder dem tibetischen Begriff Lung. Prana führen wir unserem Körper hauptsächlich über den Atem zu. Atmen wir jedoch zu kurz oder zu schnell, nehmen wir nicht genug Prana in uns auf. Oder Prana verteilt sich nicht gleichmäßig in unserem Körper. Dies führt dauerhaft sowohl zu physischen als auch zu physischen Blockaden.

Der zweite Teil des Begriffs Pranayama ist yama. Yama meint unter anderem so viel wie beeinflussen, lenken oder kontrollieren. Pranayama bedeutet also den Atem lenken. Wie auf allen anderen Ebenen des Yogapfades geht es also auch bei Pranayama darum, erlernte Verhaltensweisen, die uns nicht gut tun, aufzuspüren und durch neue, heilsame Muster zu ersetzen.

Unser Atem ist ein Spiegel unserer Seele

Meistens atmen wir unbewusst. Alles andere wäre wohl auch ziemlich anstrengend für uns. Wenn wir jedoch nie bewusst atmen, bemerken wir auch nicht, dass unser Atem ein wichtiger Indikator für den Zustand unserer Seele und unseres Körpers ist.

Sind wir entspannt, fließt unser Atem ruhig und gleichmäßig. Sind wir jedoch gestresst oder haben wir körperliche Einschränkungen, verkürzt sich unsere Atmung. Wir atmen schnell, unregelmäßig und hektisch und verschlimmern so unsere Symptome unbewusst noch weiter. Ein kleiner Teufelskreis.

Patrick Broome bezeichnet den Atem als Ausdruck mentaler sowie körperlicher Vorgänge. Keine andere Körperfunktion reagiert seiner Meinung nach empfindlicher und unmittelbarer auf psycho-physische Veränderungen wie unser Atem.[1]

Ganz bewusstes, langes und ruhiges Atmen hilft uns, dauerhaft Gleichmut zu etablieren und Stress abzubauen, beziehungsweise gar nicht erst so dominant aufkommen zu lassen. Sogar Panikattacken können mit der richtigen Atemtechnik deutlich abgemildert werden. Ebenso unterstützt langes und gleichmäßiges Atmen uns sehr gut beim Meditieren.

Pranayama bedeutet, den Atem zu lenken

Pranayama beinhaltet verschiedenste Techniken, den Atem zu lenken und zu regulieren. Es gibt beruhigende oder belebende Übungen, Übungen die den Körper kühlen oder erwärmen, die reinigen und vieles mehr. In einigen Techniken beschleunigen wir den Atem, in anderen verlängern wir ihn. Ebenso arbeiten wir mit dem Anhalten des Atems, Kumbhaka genannt.

In der nächsten Zeit stellen wir euch die wichtigsten Pranayamas vor und geben euch Anleitungen und Tipps für das Üben. Pranayama hat so viele positive Effekte. Trotzdem sollten wir uns immer wieder vor Augen halten, dass wir im Pranayama mit dem Werkzeug arbeiten, welches uns am Leben erhält. Es ist also stets Achtsamkeit geboten. Einige Pranayamas sind nicht für Anfänger geeignet und sollten nur unter professioneller Anleitung erlernt und durchgeführt werden.

Auf ganz bald zur ersten Pranayama-Übung. Bis dahin, bleibt achtsam…

[1] Patrick Broome im Vorwort des Buches Pranayama – die heilsame Kraft des Atems von Ralph Skuban

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