In lockerer Folge stellen wir Yogalehrende vor, die wir nach ihrer Motivation für Yoga und Meditation befragt haben. Michael Wagner, geb. 1964, Yogapraxis seit 34 Jahren, lehrt integrativen Yoga seit 20 Jahren in der Yogaschule Bayreuth.
Michael, wie ist Yoga bzw. Meditation in dein Leben gekommen?
Ich habe mich als Jugendlicher für Religionen und spirituelle Wege interessiert. Yoga schien mir eine sinnvolle Synthese zu bieten. In diesem Alter waren es weniger die körperlichen Aspekte, die mich interessierten. Das kam erst mit der Zeit – auch durch die Erfahrung des Unterrichtens und der positiven Rückmeldungen der Übenden.
Wie hat deine Yoga-Ausbildung ausgesehen?
Meine Ausbildung begann ich nach 14 Jahren des Übens im Alter von 30 Jahren bei der Deutschen Yoga Gesellschaft. Sie dauerte 4 Jahre und enthielt ca. 800 Unterrichtseinheiten. Ich würde auch meinen Schülern keine kürzere Ausbildung empfehlen. Yoga ist wie ein großer Baum, der viele Äste und Blätter hat. Man braucht Zeit, diesen Baum von den Wurzeln heraus bis nach oben kennenzulernen bzw. eine Ahnung von der Größe zu bekommen. Wer hauptsächlich Asana lernt, kennt nur einige Blätter dieses Organismus. Das reicht nicht aus, um sich Lehrer nennen zu können. Mein Ausbildungslehrer betonte immer, dass eine Yogaausbildung ein Reifeprozess der Seele ist, keine Wissensvermittlung. Das ist auch heute noch so – auch wenn wir in einer Zeit leben, in der alles schnell erreichbar und erwerbbar sein muss. Yoga ist ein Weg der Einkehr und Umkehr von solchem Denken, das uns schnell in eine ungesunde Spirale bringt. Die Seele braucht auch heute noch ihre Zeit und Raum. Mit meinen Fortbildungen habe ich jetzt ca. 1700 Unterrichtseinheiten erlebt. Und ich möchte keine davon missen.
Was bedeutet Yoga für dich und dein Leben?
Die Philosophie des Yoga, wie sie im Yoga-Sutra des Patanjali beschrieben ist, ist ein praktischer Maßstab, der mir hilft, förderlich mit der Welt und mir umzugehen. Die Prinzipien des Yama und Niyama sind immer wieder Ankerpunkte für mein Handeln im Alltag. Heute, mit über 50 Jahren, helfen mir die Asana, mein eigenes Älterwerden „geschmeidiger“ zu gestalten. Und ich merke, wie wichtig die aktive Gelassenheit ist, die auf der Yogamatte durch Yoga, Meditation und Konzentration gefördert wird. Das Yogalehren nimmt einen breiten Raum in meiner Woche ein. Auch nach 20 Jahren des Lehrens freue ich mich auch jede Stunde und sehe das Lehren auch als Möglichkeit, Menschen wirklich Hilfe zu geben – ein wichtiger Auftrag des Yoga.
Welche Yoga-Prinzipien faszinieren dich besonders?
Ich stehe immer wieder staunend vor der Vielfalt dieser tiefen Lehre. Es gibt zum Beispiel so viele Ebenen, um das Yoga-Sutra zu verstehen. Immer wieder kann der Bezug ein gänzlich neuer sein. Ich verstehe, dass Yoga ein immerwährendes Lernen bedeutet. Kein Lernen nur im geistigen Sinne, sondern ein Erfahrungsweg der Seele ist. Diese Tiefe ist das, was mich fasziniert und meine Seele zu diesem Weg zieht.
Wie praktizierst du Yoga jenseits der Yogamatte?
Indem ich meine Entscheidungen und viele Fragen des Alltags, aber auch größere Entwicklungen an der Philosophie des Yoga messe. Die Herausforderung, das auch im Berufsleben weit möglichst zu realisieren, bei der Arbeit im Garten dem Lauf der Natur zu folgen statt dagegen zu arbeiten, Beziehungen positiv zu gestalten und manche der Prinzipien auch in meiner Eigenschaft als Lehrer für altjapanische Kampfkunst wieder zu finden… der Alltag ist gefüllt mit Möglichkeiten, Yoga zu praktizieren. Wo sonst kann man Yoga leben, wenn nicht im Alltag?
Alle weiteren Infos zu Michael Wagner und seinem Angebot findet ihr auf der Website der Yogaschule Bayreuth.
Ihren Kommentar über Yoga kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich praktiziere bereits seit 30 Jahren Yoga und bin auch zur ZEN-Lehrerin von Roshi Willigis Jäger ernannt worden. Für mich ist das tägliche Üben sehr wichtig, obwohl ich bereits 78 Jahre alt bin. Ich stehe immer noch täglich auf dem Kopf, denn ich praktiziere Yoga nach Iyengar.
Weiterhin alles Gute
Ute