Nadi Shodanana ist wohl eines der bekanntesten Pranayamas. Viele Yogalehrer nehmen diese Atemübung in ihre Stunden mit auf und die Hatha Yoga Pradipika beschreit Nadi Shodana als eine für alle weiteren Pranayamas grundlegende Übung. Was diese Atemtechnik ausmacht, wie sie wirkt und wie du sie üben kannst, erzählen wir dir im folgenden Beitrag.
Nadi Shodana bringt dein Prana in Fluss
Um die Wirkung von Nadi Shodana besser zu verstehen, unternehmen wir einen kleinen Ausflug in die feinstoffliche Energiewelt.
Unser Körper ist durchzogen von einem Netz aus Energiebahnen, den Nadis. Durch die Nadis zirkuliert Prana, unsere Lebensenergie. Das System ist dem chinesischen Prinzip der Meridiane und dem Chi ähnlich. Es gibt zwei Hauptnadis, die rechts und links der Wirbelsäule verlaufen: Pingala und Ida. Diese beiden Energiekanäle sind nicht nur maßgeblich für den reibungslosen Prana-Transport verantwortlich, sondern stehen auch für unterschiedliche Energien. Pingala steht für Wärme und Aktivität. Ida steht für Kühle, Ausgeglichenheit und Balance.
Praktizieren wir regelmäßig Nadi Shodana, reinigen wir diese beiden Haupt-Nadis, regen den Prana-Fluss an und schaffen eine Ausgeglichenheit zwischen den beiden energetischen Strömen. Wir sorgen also für mehr innere Balance.
Energetischer Ausgleich durch Wechselatmung
Nadi Shodana wird im Deutschen auch Wechselatmung genannt. Das ergibt sich, da wir abwechselnd durch das rechte und linke Nasenloch ein, beziehungsweise ausatmen. Tatsächlich ist es so, dass wir nie ausgeglichen durch beide Nasenlöcher gleichzeitig ein- und ausatmen. Mal wird mehr Sauerstoff durch das rechte, mal durch das linke Nasenloch transportiert. Unsere Nasenlöcher wechseln sich so gesehen alle paar Minuten einmal ab. Wir bemerken davon zumeist nichts. Nadi Shodana hilft uns, unseren Atem bewusst zu kontrollieren und zu lenken.
Indem wir links einatmen, nehmen wir kühle, ausgleichende Ida-Energie auf. Da wir nun durch das rechte Nasenloch ausatmen, geben wir diese Energie an Pingala Nadi ab. Wir atmen durch das rechte Nasenloch wieder ein und nehmen warme, aktive Pingala Energie auf. Wir atmen anschließend durch das linke Nasenloch aus und geben diese Energie an Ida Nadi ab. Auf diesem Wege gelangen wir zu energetischem Gleichgewicht oder anders ausgedrückt: Wir finden zu innerer Balance. Die positive Wirkung der Wechselatmung auf unser Gehirn wurde sogar schon in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen.
So kannst du Nadi Shodana üben
Setze dich auf deine Yogamatte und bei Bedarf auf ein geeignetes Meditationskissen; komme in einen aufrechten und bequemen Sitz. Wenn du an akuten Rücken- oder Schulterproblemen leidest, kannst du auch in Rückenlage beginnen. Bringe dazu eine Nackenrolle oder ein Yoga Bolster unter deine Knie um deinen Rücken zu entlasten.
Atme noch einmal ganz bewusst tief ein und lang und vollständig aus. Entspanne in der Ausatmung deinen Nacken und die Schultern.
Bringe nun deine rechte Hand vor dein Gesicht (diese Anleitung geht davon aus, dass du Rechtshänder bist, du kannst aber natürlich auch die linke Hand nehmen). Nun klappst du Zeigefinger und Mittelfinger nach innen und legst die Kuppe deines Ringfingers an dein linkes Nasenloch, genau dort wo die knöcherne Nase endet. Den Daumen bringst du an dein rechtes Nasenloch.
Verschließe dein rechtes Nasenloch nun mit dem Daumen, hebe deinen Ringfinger leicht vom linken Nasenloch ab und atme tief durch das linke Nasenloch ein. Vielleicht magst du bis drei oder vier dabei zählen (natürlich kannst du auch länger zählen, wenn dir das angenehm ist).
Verschließe dann dein linkes Nasenloch wieder mit dem Ringfinger und hebe den Daumen leicht von deinem rechten Nasenloch ab. Atme nun auf der rechten Nasenseite aus. Versuche dabei, genausoweit zu zählen wie in deiner Einatmung.
Lass das echte Nasenloch geöffnet und atme rechts wieder ein, zähle dabei. Lege dann den Daumen wieder auf das rechte Nasenloch, öffne das linke Nasenloch und atme links aus.
Nun hast du eine Runde Nadi Shodana geatmet. Versuche zu Beginn, etwa sechs Runden so wie oben beschrieben zu atmen. Zähle beim ein- und ausatmen und versuche, deine Atemzüge jeweils gleichlang zu gestalten. Verweile anschließend noch einige Zeit im aufrechten Sitz oder in der Rückenlage und spüre nach.
Varianten von Nadi Sodana
Die Wirkung von Anuloma Viloma ändert sich, wenn du länger ein- als aus, oder länger aus als einatmest. Gestaltest du deine Einatmung länger als die Ausatmung wirkt die Übung energetisierender. Atmest du länger aus als ein, wirkt sie beruhigender. Die zweite Variante eignet sich besonders gut vor dem zu Bett gehen.
Ebenfalls hast du zusätzlich die Möglichkeit, den Atem nach der Ein- bzw. Ausatmung so über ebenso viel Zähleinheiten anzuhalten, wie du ein, bzw. ausgeatmet hast. Wir empfehlen dir jedoch den oben beschrieben Einstieg.
Positive Wirkung auf Geist, Körper und Energien
Um es auf den Punkt zu bringen. Nadi Shodana hat wunderbare positive Auswirkungen auf unseren Körper, unseren Geist und unseren Energiehaushalt.
Körperliche Wirkung
Verbessert die Atemkontrolle
Verbessert die Lungenkapazität
Trainiert das Herz-Kreislaufsystem
Beugt Erkältungskrankheiten vor
Geistige Wirkung
Verbessert die Konzentrationsfähigkeit
Schafft innere Ausgeglichenheit/ innere Balance
Hilft Angst und Unsicherheit zu beseitigen
Energetische Wirkung
Reinigt die beiden Haupt Nadis Ida und Pingala
Verbessert den Energiefluss im Körper
Harmonisiert den Energiehaushalt
Wow, so viele positive Wirkung – und das „nur“ über unseren Atem. Probiere Nadi Shodana doch mal aus und berichte uns. Wir freuen uns auf deinen Kommentar.
Hallo, sehr gut erklährt, dafür erstmal ein Dankeschön.
Verwende ich die Bauchatmung oder Vollatmung mit anheben des Brustkorbs ?
Gruß Mario
Hallo Mario,
die Atmung beginnt im Bauch, öffnet den Rippenbereich und hebt die Brust.
Viele Grüße
Michael
Hallo und danke für die anschauliche Erklärung! Allerdings hat sich, glaube ich, ein kleiner Fehler eingeschlichen, der mich anfangs ziemlich verwirrt hat.
Du schreibst:“ Wir atmen durch das rechte Nasenloch wieder ein und nehmen warme, aktive Pingala Energie auf. Wir atmen anschließend durch das rechte Nasenloch aus und geben diese Energie an Ida Nadi ab. “ Müsste es da nicht heißen, dass man LINKS ausatmet, um die aktive Pingala Energie an Ida Nadi abzugeben? Sonst würde es für mich irgendwie keinen Sinn ergeben…;)
Liebe Grüße und Namasté,
Lucy
Hallo Lucy,
ja du hast recht, es ist ein Schreibfehler.
Danke für deine Aufmerksamkeit!
Vielen Dank für die Erklärung. Es hat sich glaube ich ein Fehler eingeschlichen.
Indem wir links einatmen, nehmen wir kühle, ausgleichende Ida-Energie auf. Da wir nun durch das rechte Nasenloch ausatmen, geben wir diese Energie an Pingala Nadi ab. Wir atmen durch das rechte Nasenloch wieder ein und nehmen warme, aktive Pingala Energie auf. Wir atmen anschließend durch das rechte (LINKE?!) Nasenloch aus und geben diese Energie an Ida Nadi ab.
Liebe Grüße von Steffi